Cookie-Blockierung über Browser kommt vorzeitiger Umsetzung der ePrivacy-Verordnung gleich. Enormer Schaden für die Digitalwirtschaft zu befürchten. Bis zu einem Drittel der digitalen Werbebudgets betroffen.
Auf der Entwicklerkonferenz I/O kündigte Tech-Gigant Google an, die User des Chrome-Browsers künftig besser vor websiteübergreifenden Third-Party-Cookies schützen zu wollen. Als größte Interessenvertretung der Digitalwirtschaft warnt das interactive advertising bureau austria eindringlich vor diesem Vorpreschen des U.S.-Digitalgiganten. Die Cookie-Blockierung im Browser greift der in Verhandlung befindlichen ePrivacy-Verordnung der Europäischen Union vor und kann fatale Auswirkungen auf die digitale Werbewirtschaft und den Digitalstandort Österreich haben.
Durch diese Maßnahme des Alphabet-Unternehmens besteht die große Gefahr einer faktischen Zensur von Onlinewerbung. Cookies sind essenziell, um Werbung gezielt an User auszuspielen, Reichweiten zu messen und Ad-Fraud zu verhindern. Nahezu alle journalistischen Digitalangebote werden ausschließlich durch Werbeeinnahmen finanziert. Für diese stellt die Cookie-Blockierung eine Bedrohung ihrer Existenz dar.
„Google ist sowohl Anbieter von Ad-Technologie als auch Vermarkter eines Werbenetzwerks. In dieser Doppelrolle ist der Vorstoß besonders bedenklich und könnte die Wettbewerbshüter beschäftigen. In der Doppelfunktion als Anbieter und Vermittler wird bereits Amazon von den deutschen und österreichischen Wettbewerbsbehörden geprüft. Wir stehen vor der Bedrohung, dass sowohl der europäische Werbemarkt als auch die Daten der europäischen User vollends unter Kontrolle der Tech-Giganten aus den Vereinigten Staaten geraten. So sollte transparenter Datenschutz nicht aussehen!“, warnt iab-austria-Vizepräsidentin Alexandra Vetrovsky-Brychta.
Die „Vereinfachung der Privacy-Settings“ in Google Chrome-Browser muss daher sehr detailliert geprüft werden. Die amerikanischen Tech-Giganten bauen ihr Ökosystem auf First-Party-Cookies auf und erwirtschaften damit Milliardengewinne. Ein vollständiges Blockieren von nicht identifizierten Cookies oder eine automatische Kategorisierung als Third-Party-Cookie bei fehlender Identifikation verschafft den U.S.-Digitalgiganten weitere Vorteile und verzerrt den Wettbewerb weiterhin zu ihren Gunsten. Der Online-Vermarkterkreis im iab austria geht davon aus, dass durch die neue Cookie-Blockierung ein Drittel der digitalen Werbebudgets gefährdet sein kann.
„Mit dem ‚Programmatic Code of Conduct‘, dem sich alle relevanten Publisher, Vermarkter, Agenturen und Medien im DACH-Raum unterworfen haben, liegen die österreichischen Standards für Datenschutz und Qualität von Digital-Werbung bereits jetzt deutlich über dem internationalen Niveau. Es gefährdet die journalistische Vielfalt und den europäischen Digitalstandort, wenn Tech-Giganten die Kontrolle über die Inhalte im Internet übernehmen und den Usern keine Wahl mehr lassen, welche Inhalte sie konsumieren“, zeigt sich Eugen Schmidt (AboutMedia), Leiter des Online-Vermarkterkreises im iab austria, besorgt.
iab austria plant multinationale Diskussion über Googles Vorstoß
Gemeinsam mit den Schwesterverbänden Bundesverband Digitale Wirtschaft in Deutschland und dem iab switzerland beabsichtigt das iab austria eine intensive Diskussion mit Google, um Schaden von der europäischen Digitalwirtschaft abzuwenden. In dieser multinationalen Konstellation konnte bereits die Sitebar bei der von Google gesteuerten „Coalition for better Ads“ gerettet werden. Sie ist das wichtigste Werbemittel in der DACH-Region und stellt eine relevante Einnahmequelle für die meisten Anbieter von digitalen Inhalten dar. Die Rettung der Sitebar war weltweit das erste Werbemittel das bei der „Coalition for better Ads“ aufgrund seiner regionalen Bedeutung durchgesetzt werden konnte.