Österreichische Digitalwirtschaft fordert Weichenstellungen für die Zukunft des Standortes. iab austria identifiziert vier Maßnahmen für den Digitalstandort und bietet sich als Sparring- und Kompetenzpartner an.
Covid-19 macht möglich, was bisher undenkbar war. Aktuell erleben Unternehmen und Arbeitnehmer, wie sich der Sprung in die digitale Zukunft anfühlt. Dieser Digitalisierungsschub wurde durch die Pandemie zwar verursacht; gestemmt wird er aber von heimischen Digitalunternehmen, die massive Investitionen in den Ausbau ihrer Produkte und Services tätigen – trotz steigendem Kostendruck und hohen Umsatzeinbußen. Die Bestrebungen der Branche, die digitale Transformation am Standort voranzutreiben, müssen durch gezielte politische Impulse gefördert werden. Andernfalls droht uns neben der Gesundheitskrise auch ein wirtschaftlicher Totalschaden.
„Das iab austria bietet sich sehr gerne als Sparring- und Kompetenzpartner an, um den digitalen Aktionsplan aktiv voranzutreiben. Die Fachkompetenz von mehr als 200 Mitgliedern steht in bewährter und bereits erprobter Weise zur Verfügung“, unterstreicht iab-austria-Präsident Markus Plank (Adverserve).
Covid-19 zeigt Notwendigkeit von Digitalisierung auf, erledigt sie aber nicht
Sowohl in Österreich als auch der gesamten Europäischen Union ist beim Ausbau des Digitalstandorts noch Luft nach oben. Die letzten Monate haben die Dominanz der amerikanischen und chinesischen Tech-Unternehmen deutlich gezeigt. Kein Wunder: Unter die Top-15-Unternehmen weltweit schafft es mit SAP gerade ein europäisches. Auch Österreich darf sich nicht ausruhen. Im Innovationsindex der niederländischen Bank ING ist Österreich jüngst vom siebenten auf den zehnten Platz in der Eurozone zurückgefallen.
Markus Fallenböck (Own360), iab-austria-Vorstand und Leiter der Arbeitsgruppe Public Affairs in der größten Interessenvertretung der Digitalwirtschaft, bringt es auf den Punkt: „Digitalisierung ist mit Homeoffice und Videokonferenzen nicht erledigt. Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Unternehmen der Digitalwirtschaft wachsen und einen steigenden Anteil an der heimischen Wertschöpfung und Absicherung von Arbeitsplätzen garantieren können.“
Was zu tun ist: Vier Maßnahmen für den Digitalstandort
Mit Leuchtturmprojekten wie dem digitalen Aktionsplan, Förderungen für Digitalmedien oder dem 160 Millionen Euro schweren Digitalisierungsfonds setzt die österreichische Bundesregierung wichtige Meilensteine. Neben einer zeitnahen und praxistauglichen Umsetzung dieser Projekte müssen auch verbesserte Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Digitalunternehmen erlauben, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Das iab austria hat vier wesentliche Maßnahmen identifiziert, die den Digitalstandort nachhaltig krisenfester machen und internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig absichern.
Ausbau des digitalen Know-hows und Aufwertung der Rot-Weiß-Rot-Card
Digital-Skills und ein reflektierter Umgang mit neuen Technologien sind essenziell für den Fortschritt des Digitalstandortes. Aktuelle Rankings, wie jenes der der renommierten Schweizer Wirtschaftshochschule IMD, zeigen, dass Österreich in puncto digitale Kompetenzen Aufholbedarf hat. Um im internationalen Wettbewerb Schritt zu halten, müssen digitale Basiskompetenzen und fortgeschrittene Digital-Skills bei Schülern, Arbeitnehmern aber auch Arbeitssuchenden gezielt ausgebaut werden.
Um akute Lücken bei Digital-Skills zu überbrücken, soll zudem die Rot-Weiß-Rot-Card aufgewertet werden. Starre Regelungen für Mindestgehälter, die Anforderung eines Universitätsabschlusses und zu lange Verfahrensdauern stellen für Unternehmer und Fachkräfte unnötig hohe Hürden dar, die es schnellstmöglich zu beseitigen gilt.
Laufende Digitalisierung fördern
Heimische Online-Publisher kämpfen trotz hoher Userzahlen mit starken Einbußen bei Werbeeinnahmen. Um die Qualität und Vielfalt der Digitalmedien in Österreich auf höchstem Niveau zu halten, muss die österreichische Bundesregierung rasch die angekündigte neue Digitalisierungsförderung umsetzen. Förderungen sollen jedoch nicht nur für Digitalisierungsprojekte von Printmedien zugänglich sein; Online-Publisher, die bereits seit Jahren in Digitalisierung und Digitalauftritt investiert haben, dürfen nicht für Ihre Vorreiterrolle bestraft werden. Denn: Erfolgreiche Digitalisierung ist ein laufender Prozess und muss sich immer wieder neu erfinden – auch durch rechtliche Änderungen.
Freiräume schaffen, Verfahren vereinfachen
Von Unternehmern und Arbeitnehmern wird zunehmende Flexibilität gefordert. Im Gegenzug muss es auch Erleichterungen für heimische Unternehmen geben. Die angekündigte „Austrian Limited“ soll als neue Form der Kapitalgesellschaft Neugründungen durch niedriges Nennkapital, vereinfachte Anteilsübertragungen und digitale Verwaltungsprozesse (auch mit Englisch als Amtssprache) vereinfachen. Die Ausweitung von „Regulatory Sandboxes“ zur Erprobung innovativer Geschäftsmodelle auf Verfahren, etwa im Gewerberecht, ist eine wichtige Maßnahme. Dazu gibt es im Finanzbereich seit dem Sommer ein gutes Vorbild. Beide Maßnahmen sind eine langjährige Forderung der Innovationsbranche und müssen jetzt rasch umgesetzt werden.
Kooperationen ermöglichen
Österreichische Unternehmen bündeln ihre Kräfte vermehrt in nationalen Kooperationen, um gemeinsam stärker aus der Krise zu kommen. Branchenübergreifende Kooperationsprojekte müssen (kartell-) rechtlich zugelassen und gefördert werden, um den Digitalstandort nachhaltig zu stärken. Beispiele für solche Kooperationen sind etwa eine Werbeallianz, die durch Kooperationen von regionalen Vermarktern zur Erhöhung der Wertschöpfung am Standort beiträgt, oder eine österreichische Login-Lösung, die den Bürgern eigene Datensouveränität garantiert.